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Regional-Stadtbahn Linz: Präsentation des Nahverkehrsknotens Urfahr-Ost und des Liniendesigns

04.06.2025

Die Regional-Stadtbahn Linz wird Oberösterreich, insbesondere die Landeshauptstadt Linz, zukünftig maßgeblich prägen. Damit entsteht eine neue Hauptschlagader des Öffentlichen Verkehrs, die das Erscheinungsbild der Stadt nachhaltig verändern wird. Um sicherzustellen, dass sich die neuen S-Bahn-Linien S6 und S7 samt den dazugehörigen Bauwerken harmonisch in das bestehende Landschafts- und Stadtbild einfügen, wurde ein europaweiter Realisierungswettbewerb ins Leben gerufen. Neben der architektonischen Gestaltung der neuen Haltestellen, einschließlich des Nahverkehrsknotens Urfahr-Ost und dessen unmittelbare Umgebung wurde auch das dazugehörige Liniendesign ausgeschrieben. Im Wettbewerb durchgesetzt hat sich das Linzer Architektur-Büro „Archinauten ZT GmbH“. Im Zentrum des Siegerprojekts und damit des zukünftigen Liniendesigns steht eine schlichte, elegante und helle Architektur sowie eine regionale Besonderheit – der Mühlviertler Blaudruck.

Ein Expertenkomitee, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern der Ziviltechnikerkammer, der Schiene OÖ, des Landes OÖ, des Gestaltungsbeirates der Stadt Linz und des Linzer Magistrats, kürte vor kurzem das Siegerprojekt eines EU-weit ausgeschriebenen Realisierungswettbewerbs im Rahmen des Regional-Stadtbahn Linz-Vorhabens.

Gegenstand der Ausschreibung war die architektonische Gestaltung und das Erscheinungsbild der neuen Haltestellen samt Oberflächengestaltung sowie auch die Gestaltung der unmittelbaren Umgebung. Dies erfolgte im Wettbewerb beispielhaft anhand von zwei Haltestellen – dem Nahverkehrsknoten Urfahr-Ost und der Haltestelle Hafenstraße. Die derzeitigen Planungen sehen insgesamt sieben innerstädtische Haltestellen vor, die zukünftig ebenso nach dem Entwurf des Sieger-Projekts gestaltet werden sollen: Wildbergstraße, Nahverkehrsknoten Urfahr-Ost, Freistädter Straße, Auhof/Universität, Hafenstraße, Universitätskliniken und Europaplatz.

Den Zuschlag für die Umsetzung des zukünftigen Liniendesigns der Regional-Stadtbahn Linz erhielt das Linzer Architekturbüro „Archinauten ZT GmbH“.

Mit einem dezenten, luftig leichten Liniendesign konnte „Archinauten ZT GmbH“ die Fachjury überzeugen und den Realisierungswettbewerb einstimmig für sich entscheiden. Ein bekanntes Bauwerk in Linz, das durch seine elegante Ausführung und beeindruckende Architektur besticht, ist das Musiktheater, welches von dem Linzer Architekturbüro wesentlich mitgestaltet wurde. Gemeinsam mit den Projektverantwortlichen wird die Umsetzung des Siegerentwurfs nun in den weiteren Planungsphasen angepasst und verfeinert.

Neue Potentiale heben im öffentlichen Raum
Grundsätzlich wird bei der Planung der Regional-Stadtbahn Linz besonderer Wert daraufgelegt, möglichst wenig in das bestehende Stadtbild einzugreifen. In enger Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen der Stadt Linz wurden verschiedene Trassenvarianten auf der Grundlage zahlreicher Kriterien geprüft und bewertet. Berücksichtigt wurden dabei unter anderem die Auswirkungen auf Menschen und Umwelt, Lärmentwicklung, Erschütterungen, Grundwasserverhältnisse, Verkehrsführung sowie das Orts- und Landschaftsbild. Dort wo Bauwerke und Haltestellen errichtet werden, sollen sich diese harmonisch in das bestehende Landschafts- und Stadtbild einfügen.

Mit der Regional-Stadtbahn Linz entsteht nicht nur eine neue Hauptschlagader des Öffentlichen Verkehrs, sondern sie eröffnet auch neue Potentiale für die zukünftige Gestaltung des öffentlichen Raums. Etwa durch die optische Aufwertung mittels Begrünung und die Neugestaltung städtischer Flächen, insbesondere im unmittelbaren Umfeld der geplanten Haltestellen. Im Speziellen sei an dieser Stelle der Nahverkehrsknoten Urfahr-Ost erwähnt, dieser soll unter anderem Platz für neue Geschäftslokale und Nahversorger sowie neue für die Bevölkerung nutzbare Grünflächen bieten.

Die geplante Mobilitätsdrehscheibe wird damit nicht nur zu einem verkehrstechnisch relevanten Knotenpunkt für den Öffentlichen Verkehr, sondern sie wird auch die Lebensqualität der Menschen verbessern und bisher ungenutzte Potenziale erschließen. Im Zentrum des Siegerprojekts steht eine für das Stadtbild ansprechende Architektur, die als angenehmer, heller und positiver Raum wahrgenommen werden soll.

 

Das neue Liniendesign der Regional-Stadtbahn Linz: luftig, leicht und hell

Der Anspruch – luftig, leicht und hell, gepaart mit hoher Funktionalität steht als bestimmende Prämisse hinter dem neuen Liniendesign der Regional-Stadtbahn Linz. Die pavillonartige Architektur mit schlanken Stützen und schwebenden Dächern schafft dabei zeitlose Eleganz. Die zukünftige Verbindung ins Mühlviertel inspirierte die Architekten zu thematischen Bezügen in der Architektur und im Design. Die neuen Haltestellen erhalten nicht zuletzt aufgrund ihrer prägenden gemusterten Dachunterschichten einen einzigartigen Look. Der Mühlviertler Blaudruck – ein traditionelles Handwerk und immaterielles UNESCO Kulturerbe steht hinter der Gestaltung der blau gemusterten Dachuntersichten. Die Farbgebung und die charakteristischen Blaudruckmuster verorten die Stationen und sorgen für einen hohen Wiedererkennungswert der neuen Linien.

Die leichte, pavillonartige Architektur setzt einen neuen städtebaulichen Akzent und entwickelt ihre eigene Charakteristik. Die durchlässige und transparente Bauweise schafft eine helle und freundliche Atmosphäre mit guter Orientierungsmöglichkeit für die Fahrgäste. Die Stationen wirken freundlich und einladend und erfüllen gleichzeitig die funktionalen Anforderungen eines Verkehrsbauwerks.

Darüber hinaus ist die städtebauliche Dimension zu beachten, da insbesondere die großen innerstädtischen Haltestellen starke stadträumliche Veränderungen bedeuten. Die neuen Stationen werden zum Impulsgeber für die Stadtentwicklung in den umliegenden Vierteln. Die Umgebung am Nahverkehrsknoten in Urfahr bietet Platz für eine umfassende Freiraumgestaltung, die auf eine nachhaltige und attraktive Gestaltung des öffentlichen Raums abzielt. Im Fokus steht die Materialität der Oberflächen, eine klimafreundliche Begrünung sowie eine durchdachte Ausstattung des Areals.

Zur Steigerung der Aufenthaltsqualität sollen schattenspendende Baumarten gepflanzt werden. Diese Bepflanzung schafft nicht nur ein grünes Erscheinungsbild, sondern rückt die ökologische Aufwertung des Areals in den Mittelpunkt.

 

Materialität, Farbe und Licht
Die Dachkonstruktionen werden als Stahlkonstruktionen ausgeführt. Auf schlanken Stützen liegt ein Tragraster aus Stahlprofilen mit einer Untersicht mit dem an Blaudrucke angelehnten Mustern. Die Dachflächen der Auf- und Abgänge sollen begrünt werden, die Bahnsteigüberdachungen bieten auch die Möglichkeiten, diese mit PV-Modulen auszustatten.

Im Sinne des Entwurfszieles von Durchlässigkeit und Transparenz wird auf geschlossene Wandflächen weitgehend verzichtet. Dort wo erforderlich kommen Glasbrüstungen und Glaswände zum Einsatz. Die Stationen wirken dadurch sehr hell und übersichtlich.

Die Bodenbeläge variieren entsprechend den funktionalen Anforderungen. Ein heller, sandfarbiger Pflasterbelag mit hoher Rutschfestigkeit soll auf den Bahnsteigen verlegt werden. Das Untergeschoß des Nahverkehrsknotens soll in Referenz auf das Mühlviertel mit Neuhauser Granit ausgelegt werden. Die betonierten Platzflächen in den anschließenden Außenbereichen erhalten mittels Sandstrahlung ihre finale Optik.

Der Kontrast zwischen den dunklen Stahlsäulen und den darüber schwebenden Dächern mit hellblauen, ornamentierten Untersichten prägt das Erscheinungsbild der Haltestellen. Das Beleuchtungskonzept folgt dem klaren Grundgedanken einer hellen, offenen Architektur. Um „Angsträume“ zu verhindern, sorgen unsichtbare, entblendete Downlights in den Untersichten für viel Licht am Boden. Die gemusterten Untersichten werden von auf den Stahlsäulen montierten Up-lights in Szene gesetzt. Ergänzt werden diese Beleuchtungsmaßnahmen durch lineare Lichtleisten zur Aufhellung der Wände im Untergeschoß.

 

Station Nahverkehrsknoten Urfahr-Ost
Die geplante Infrastruktur mit ihren Haltestellen und Bauwerken wird das Stadtbild entlang der Regional-Stadtbahn Strecke maßgeblich prägen. Insbesondere der Nahverkehrsknoten in Urfahr wird der Stadt Linz ein markantes neues Erscheinungsbild verleihen. Neben den neuen Verkehrsachsen mit ihren Fahrgastströmen werden vor allem auch die damit zusammenhängenden baulichen Maßnahmen von großer städtebaulicher Relevanz sein.

Die offene, dezente Bauweise mit der leichten pavillonartigen Architektur wird auch dem Nahverkehrsknoten Urfahr Ost eine unverwechselbare Charakteristik geben.

Ein großes Dach überdeckt beide Bahnsteige und definiert nach außen hin klar erkennbar die Mobilitätsdrehscheibe. Mit einer Höhe von rund 8 Metern ist diese schwebende Dachfläche das dominierende Bauwerk, das dem Nahverkehrsknoten seine schlichte und elegante Charakteristik verleiht. In ähnlicher Bauweise sollen die Auf- und Abgänge sowie die Dächer der Bushaltestellen gestaltet werden.

Schlanke Stahlsäulen und bläulich gemusterte Dachuntersichten geben dem Nahverkehrsknoten ein unverkennbares Erscheinungsbild. Die durchlässige und transparente Bauweise schafft eine helle und freundliche Atmosphäre mit guter Orientierungsmöglichkeit für die Fahrgäste. Große Deckenöffnungen bei den Bahnsteigabgängen verbessern die natürliche Belichtung der unteren Straßenbahnebene.

Die Gestaltung der umgebenden Freiflächen soll sich an den städtebaulichen und funktionalen Anforderungen orientieren. Hier gibt es Gestaltungsspielraum, den man gemeinsam mit den Fachabteilungen der Stadt Linz nutzen möchte.

Das Areal rund um den Nahverkehrsknoten Urfahr-Ost bietet durch seine Neugestaltung zahlreiche Möglichkeiten, um eine nachhaltige und attraktive Nutzung des öffentlichen Raums zu fördern. Ziel ist es, ein lebendiges Erscheinungsbild zu schaffen und gleichzeitig eine ökologische Aufwertung – etwa durch Begrünung – zu gewährleisten.

 

Station Hafenstraße
Die Besonderheit der Station Hafenstraße liegt in der Länge des Bauwerks und der Situierung in Hochlage. Um auch hier der Leitidee (luftig, leicht und hell) gerecht zu werden, kommen auch in der Station Hafenstraße die schwebenden Bahnsteigüberdachungen zum Einsatz. Gemeinsam mit transparenten Materialien entsteht eine attraktive Haltestelle. Die seitlichen Erschließungsscheiben „erden“ die Station und markieren klar erkennbar die Aufgänge zu den Bahnsteigen. Die Fassade wird durch Vertikallamellen aufgelockert und bietet gleichzeitig durch die verglasten Zwischenräume Schutz vor Witterung und eine gute Belichtung bis in die unteren Stationsebene. Durch die dezente Architektur und den offenen Eingangsbereich pflegt sich die Station dezent in das Stadtbild ein.

Architektonischer Realisierungswettbewerb: Die Anforderungen und Jury
Um ein konsistentes Gesamtdesign für die Infrastruktur der zukünftigen Regional-Stadtbahn Linz zu schaffen, das sowohl gegenwärtigen als auch zukünftigen Ansprüchen entspricht, wurde im Zuge des architektonischen Realisierungswettbewerb eine moderne architektonische Gestaltung vorausgesetzt. Dabei sollte eine Architektursprache entwickelt werden, die es ermöglicht, die verschiedenen Elemente wie Aufgangssituationen, Mittelbahnsteige, Seitenbahnsteige und spezielle Lösungen für unterschiedliche Haltestellen als zusammenhängende Einheit wahrzunehmen, vor dem Hintergrund, dass alle einschlägigen Anforderungen, Vorschriften und technischen Rahmenbedingungen in das Konzept Berücksichtigung finden müssen.

Die Wettbewerbs-Jury setzte sich aus insgesamt zehn Fach- und Sachpreisrichtern zusammen bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern der Ziviltechnikerkammer, der Schiene OÖ, des Gestaltungsbeirates der Stadt Linz, dem Land OÖ und dem Magistrat Linz. Ergänzt wurde die Jury durch einen Beirat ohne Stimmrecht.